Barrierefreiheit trifft begrenztes Website-Budget
Als Kommunikations-, Marketing-, SEO-, Development- oder Design-Agentur setzt du gerne auf TYPO3 bei Websites. Du weißt um die Stärken dieses Content Management Systems in Projekten mit großem Budget und komplexen Strukturen. Gleichzeitig sind dir folgende Sätze nur allzu vertraut, wenn es um Website-Projekte mit begrenztem (Start-)Budget geht:
- Das Aufsetzen einer TYPO3-Demo und die Wartung der Instanz schöpfen das Budget voll aus.
- Es ist mit TYPO3 nur schwer möglich, schnell auf Kunden-Wünsche gerade in der Startphase eines Projekts agenturintern zu reagieren.
- Die Upgrades auf unterstützte Versionen von TYPO3 sind zu umfangreich, weswegen die Website auf einer veralteten TYPO3-Version verharrt.
- Die Projekt-Ambitionen und das Kunden-Budget lassen sich nicht unter einen Hut bringen. Es kommt gar kein Projekt zustande.
- Aufgrund der finanziellen Zwänge büßt die Website an Usability oder Rechtskonformität (Consent, Barrierefreiheit) ein.
Barrierefreiheit: Hausaufgaben gemacht?
Nun kommen mit dem Barrierefreiheitsstärkungsgesetz (BFSG) neue, verpflichtende Anforderungen und damit meist zusätzliche Aufwände hinzu. Für Agenturen ergeben sich in 2025 mit dem BFSG übergeordnet zwei Geschäftszweige:
- Bestehende Kunden-Websites, die auf BFSG-Kriterien nachgerüstet werden müssen
- Neue Kunden-Websites, bei denen die Anforderungen der Barrierefreiheit direkt mitgedacht werden müssen
Viele der relevanten Punkte im Gesetz beruhen auf den WCAG-Kriterien, die ohnehin seit Jahren für barrierefreie Websites als Leitfaden dienen (Hier geht es zu unserem Blogbeitrag zum Erstellen barrierefreier Websites). Daher gilt grundsätzlich: Wer bislang seine Hausaufgaben auf der Website gemacht hat – oder sie machen ließ – wird kaum mit zusätzlichem Aufwand konfrontiert.
Auch fallen für neue Website-Projekte mit sechsstelligem Budget diese neuen Anforderungen vermutlich auch nicht allzu sehr ins Gewicht bei der Kalkulation und Angebotserstellung. Bisweilen haben Agenturen bei solchen Summen sogar etwas “Spielraum”, um ein stimmiges Gesamtpaket zu schnüren.
Barrierefreiheit? Keine Zeit, kein Budget!
Anders sieht es bei Website-Projekten mit kleinerem (Start-)Budget aus. Gerade KMUs fehlen bei der Website-Betreuung meist eine der zwei Dinge: Budget, um eine Agentur zu beauftragen oder die Zeit, um Dinge selbst zu bearbeiten. Oder beides.
Kaum verwunderlich also, dass hier die Hausaufgaben in Sachen Barrierefreiheit in der Vergangenheit oftmals vernachlässigt wurden.
Das technische und redaktionelle Nachrüsten
Mal sind flächendeckend keine Alt-Texte für Bilder hinterlegt oder zu wenig Wert auf Farbkontrast gelegt worden. Ein anderes Mal wurde die Lesbarkeit von Texten nicht ausreichend beachtet, beispielsweise im Sinne von einfacher Sprache oder sogenannten sprechenden Links. Oder auch gerne all diese Punkte zusammen.
Das gilt auch für die technischen Punkte, die nun relevant werden: Skalierbare Schriftgröße für lesbare Texte auf allen Endgeräten, die Möglichkeit, die Website per Tastatur zu navigieren oder eine Kompatibilität für die gängigen Browser. Um die vermeintlich wichtigsten Punkte zu nennen.
Betreiber solcher Websites müssen also nachrüsten. Doch solche Kunden bringen meist nur wenig Budget für die Website auf. Wie lassen sich also gerade für Website-Projekte mit begrenztem und kleinen Budget Lösungen finden, damit TYPO3 eine veritable Option für Agentur und Kunde ist und bleibt? Damit ein Website-Projekt auf TYPO3 zustand kommt und wirtschaftlich eine sinnvolle Kalkulation für Kunde und Agentur ist?
Standardisierung als eine Lösung
Ein gewisses Maß an Standardisierung kann dabei helfen. Denn Standards reduzieren Aufwand, erhöhen die Effizienz und schaffen Freiräume für Kreativität. Das kann redaktionelle Arbeit, technische Grundlagen, aber auch andere Bereiche umfassen. Nehmen wir zwei Beispiele:
Dateiliste
Die Dateiliste (oder auch Fileadmin) bietet hinsichtlich Barrierefreiheit eine erhebliche Arbeitserleichterung und kann durchaus als unique selling point für TYPO3 bei einem Kunden-Pitch und in Projekten aufgeführt werden. Denn wie übersichtlich, effizient und zeit- und damit kostensparend ist es bitte, wenn sich Bilder einmalig mit Title und Alttext ausstatten lassen und auf der gesamten Website ohne weiteres Bearbeiten genutzt werden können?
Gleichzeitig lassen sich für bestimmte Webseiten die Bild-Metadaten individuell editieren. Dieser USP wird unserer Meinung nach noch gewichtiger bei mehrsprachigen Websites. Aber das ist erfahrenen TYPO3-Nutzerinnen und -Nutzern ohnehin klar.
Themes
Ein anderes Problem ist der relativ hohe Aufwand, den Agenturen bisweilen haben, bevor sie Kunden “etwas präsentieren können”. Sei es für den Pitch, vor dem Projektstart, aber auch nach Projektbeginn.
Themes im Sinne von anpassbaren Designvorlagen, helfen bei den ersten Schritten. Wenn sich zugrundeliegende Farben für die Website universell einstellen und Schriftart, Logo, Datenschutzeinstellungen sowie Trackingdienste in einem Setup ohne Programmierkenntnisse hinterlegen lassen, dann sind diese Basics in wenigen Minuten eingerichtet – oder geändert. Das kommt Agenturen zugute, da interne Abstimmungsschleifen und Warteschlangen entfallen. Kunden erhalten wiederum so schneller ein Ergebnis.
Barrierefreiheit in kleinen Website-Projekten!
Technische Grundlage
kojo ist ein solches Theme, das u.a. auf die technischen Aspekte der Barrierefreiheit einzahlt und dabei hilft, auch mit begrenztem Budget eine Website auf TYPO3-Basis zu launchen. Mit kojo lässt sich ein Haken hinter den wichtigsten technischen WCAG-Anforderungen machen:
- Tastatur-Navigtation
- Skalierbare Schriftgröße
- Ausreichend Freifläche zwischen Textzeilen
- Browser-Kompatibilität
- User Preference: Berücksichtigung von Browser- und System-individuellen Präferenzen, z.B. reduced motion für das Ausblenden von Animationen einer Website.
Darüber hinaus legt kojo durch Caching, imgproxy und lazy loading zusätzlich Wert auf Page Speed. Und mit der Upgrade-Flatrate im toujou-Tarif sind die Websites ohnehin immer auf einer aktuellen und unterstützten TYPO3-Version – samt aktueller PHP-Version.
Die technische Grundlage für eine barrierearme Website ist also gesetzt. Und ja, so viel vorab: Es soll und kann nur eine Grundlage sein. Einerseits weil jeder Website-Auftritt via Customizations und redaktionellen Arbeiten (Stichwort: Element Design) stets weiter individualisiert und benötigte Extensions angebunden werden können. Andererseits, weil zu einer barrierefreien Website natürlich auch redaktionelle Kriterien zu beachten sind, die die beste technische Grundlage theoretisch ad absurdum führen können.
Redaktionelle Hilfsmittel
Ebenso wichtig bei Website-Projekten mit kleinem (Start-)Budget, ganz gleich ob es sich um eine KMU- oder Kampagnen-Website handelt, sind Standardisierungen für redaktionelle Abläufe. Mit kojo – und in den anderen Themes – stehen Redakteuren und Anwenderinnen Folgendes zur Verfügung:
- über 150 Content-Elemente zur ad hoc Nutzung
- zahlreiche Features wie Blog, Events, Formulare, Location finder
- Möglichkeit der eigenständigen Definition von Hintergrundfarben für Seitenbereiche via Chapter-Funktion
- Element Design, um das Erscheinungsbild von Elementen mit definierten Farben ohne Programmierkenntnisse zu ändern
Daneben helfen WCAG-relevante Tools für eine möglichst barrierearme Website, z.B.:
- Farbkontrastchecker, der direktes Feedback auf die Farbauswahl für die Website inklusive Beispielansicht und Editiermöglichkeiten bietet.
- Lesbarkeitsanalyse: Verbesserungsvorschläge für leichte Sprache über die Lesbarkeitsanalyse in der integrierten Extension Yoast SEO.
TLDR: Standards helfen, Websites zu individualisieren
Standardisierung muss also nicht per se schlecht und einschränkend sein. Vielmehr kann Standardisierung eine Lösung sein, um mehr Website-Projekte mit einem CMS wie TYPO3 umzusetzen. Denn weniger Aufwand (rund um den Projekt-Start) bedeutet auch, es bleiben mehr Ressourcen, um Website-Projekte individuell zu gestalten. Sei es für KMUs oder mit unseren Partnern für deren Kunden. Sei es die Website des Zahnarztes oder eine Kampagnen- bzw. Markenseite eines Großkonzerns wie Rotkäppchen Mumm.
Standardisierung hilft, wenn sie Budget einspart, um Projekte überhaupt zu realisieren. Oder gar Kreativität, Designanpassungen oder Eigen-Entwicklungen für Websites zu ermöglichen. Gleichzeitig lassen Standardisierungen auch ausreichend Platz, sich weiter zu entwickeln, wenn die Kunden-Bedürfnisse an die Website steigen, beispielweise in Form von Systemanbindungen an Drittanbieter.
Wäre es daher nicht schön, wenn wir Standardisierung als Chance begreifen und sie dort einsetzen, wo sie sinnvoll ist?
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